Yvonne Westphal
10.01.24
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich freue mich wahnsinnig, dass ich dir diese Fragen beantworten darf. Danke, Yasi!
Zum Schreiben kam ich vermutlich ähnlich wie die meisten schon in jungen Jahren durch meine Liebe zum Lesen. Damals habe ich Fantasy geliebt, daher waren meine ersten Romanversuche sehr episch, magisch und viel zu lang. Zum Glück haben sie nie das Licht der Welt erblickt! 😀
Hast du bestimmte Zeiten, an denen du schreibst?
Am Produktivsten bin ich abends, aber da ist bei uns oft Quality Couple Time, daher stelle ich mir mittlerweile den Wecker zwei Stunden früher und schreibe vor der Arbeit.
Plottest du oder kommen dir die Ideen spontan beim Schreiben?
Ich plotte all meine Geschichten grob. Das muss ich (leider/zum Glück) auch, weil sie in der Regel den Verlagen vorgestellt werden, bevor sie (zu Ende) geschrieben sind. Das heißt, ich kenne schon im Vorfeld die grobe Handlung und Wendepunkte, aber die detaillierten Szenen kommen erst nach und nach. Manchmal spontan, manchmal geplant. J Auch die Figuren sind manchmal schon sehr klar, manchmal lerne ich sie erst kurz vor Ende richtig kennen.
Ich mag diese Überraschungen beim Schreiben, aber es gibt mir auch Sicherheit, vorher grob zu wissen, wo es hingeht.
Hast du vorher einen Schreibkurs besucht?
Nein. Das Schreiben (im Sinne von Satzbau/Schreibstil) habe ich durch ganz viel Lesen und selbst Schreiben gelernt (als Referenz: bevor mein Debütroman erschien, hatte ich bereits ca. 1.000 Seiten unveröffentlichter Geschichten geschrieben und mehrfach überarbeitet).
Aber fürs Plotten habe ich Fachbücher gelesen, hauptsächlich aus dem Drehbuch-Bereich. Besonders empfehlenswert finde ich Blake Snyder: „Save The Cat“; John Truby: „Anatomy of a Story“ sowie die Reihe des „Emotional Thesaurus“ von Angela Ackerman & Becca Puglisi.
Würdest du deine Bücher selbst gerne verfilmt sehen und wenn ja, welche?
Hihi, da ich ja Filmproduzentin bin und mein Mann Regisseur/Schauspieler, ist das für uns beide natürlich immer wieder ein Thema. Tatsächlich ist es aber einfach so, dass sich die wenigsten Romane als Filmvorlage eignen und den enormen Aufwand rechtfertigen, vor allem im Romance Genre.
Sehr gut könnte ich mir „Fire in our Souls“ als Netflix-Serie vorstellen.
Ansonsten schreibe ich natürlich gezielte Film-Drehbücher. Das erste wurde sogar bereits verfilmt und ist gerade in der Postproduktion. Zu erleben, wie die eigene Geschichte von unzähligen kreativen Talenten zum Leben erweckt wird, ist eine unglaublich tolle Erfahrung – aber auch hart, weil die Geschichte dann nicht mehr einem selbst gehört und von vielen unterschiedlichen Visionen ge- und verformt wird.
Ich bin froh, dass meine Romane nur mir und meinen Leser:innen gehören. J
Woher nimmst du die Inspiration für deine Bücher?
Ich schreibe Geschichten, die ich selbst gerne lesen würde. Dabei liebe ich besonders das „Enemies to Lovers“ Trope, Geheimnisse und äußere Konflikte.
Eine Grundidee zu finden, die mich genug reizt, kann schon mal lange dauern und mich mitunter in den Wahnsinn treiben.
Ist die Grundidee dann da, kommt die meiste Inspiration von Musik, Pinterest und, indem ich die Figuren einfach in meinem Kopf interagieren lasse.
Was fasziniert dich am meisten beim Schreiben?
Die Künstlerin in mir fasziniert der Prozess, wie aus einer groben Idee mit den richtigen Worten in der richtigen Reihenfolge ein packendes Kopfkino wird .
Die Geschäftsfrau in mir fasziniert die Dynamik, wie der Buchmarkt funktioniert, wie Trends entstehen und wie Leser:innen Bücher bewerten.
Hast du Vorbilder beim Schreiben?
Meine Vorbilder wechseln ein wenig, je nachdem, was ich gerade bei mir selbst verbessern möchte. Ich mag allgemein sehr die Bad Boys von L.J. Shen; die Erzählkunst von Nele Neuhaus, Chris Carter und Steve Cavanagh; den Witz von Tracy Wolff; und ganz aktuell die spicy Szenarien von Meghan March.
Was ist dein Lieblingsbuch?
Von anderen: „It Ends With Us“ von Colleen Hoover würde ich gerne nochmal zum ersten Mal lesen, auf neue Bücher von Chris Carter, Steve Cavanagh und der „Crave“-Reihe freue ich mich schon Monate im Voraus, und „All Saints High 1“ wird immer meine Hassliebe Nr. 1 bleiben.
Von mir selbst: „Broken Like Us“. Es hat nicht das hübscheste Cover, aber die seelenzerfetzendste Story, die ich bisher geschrieben habe.
Wie sehr ähneln dir deine eigenen Charaktere?
Ich glaube, dass jeder Mensch die Summe unzähliger Eigenschaften, Gedanken, Erfahrungen, Ängste, Wünsche und Fehler ist. Ich natürlich auch.
Eigentlich gebe ich all meinen Figuren eine dieser Eigenschaften/ Ängste/ Wünsche/ Fehler, und baue darum ihre Kernpersönlichkeit auf.
Manchmal als Stärke, oft aber als Schwäche, die sie überwinden müssen, damit sie (und damit hoffentlich auch ich selbst, haha) daraus lernen und ein besserer Mensch werden.
Wie entspannst du am besten?
Wenn nicht beim Schreiben (weil mich der Plot ärgert oder die Deadline näherrückt), dann meistens bei Videospielen, bei einem Spaziergang oder in der Badewanne. Aktuell verbringen mein Mann und ich sehr viel Zeit in Hyrule (Zelda: TOTK), weil Sanktuario (Diablo IV) irgendwie nicht so cool ist wie erhofft; und ich würde mir sofort jedes neue „The Witcher“, „Assassin’s Creed“ und „Final Fantasy“ Game kaufen.
Hast du einen Lieblingsfilm?
In dieser Reihenfolge: “Titanic”, “Kingdom of Heaven”, “The Prestige” und “Fluch der Karibik (1)”.
Wie wichtig ist für dich Social Media?
Ach, Social Media und ich. Beziehungsstatus: Es ist kompliziert … Ich liebe den Austausch, aber ich hasse den Leistungsdruck.
Bist du Vollzeit Autorin?
Nein, ich bin hauptberuflich Filmproduzentin. Das Schreiben ist mein Hobby, aber mittlerweile verdiene ich damit tatsächlich ein wenig nebenher, wofür ich unglaublich dankbar bin.
An welchem Projekt arbeitest du gerade?
Während ich diesen Fragebogen beantworte, prokrastiniere ich die letzten Züge des Lektorats für „Hot Like Clay“ (meine erste Hot Romance, die im November 2023 als Auftakt der „Kentucky Love“-Reihe erscheint).
Danach geht es direkt an Band 2 und 3 (beide FJ 24), und im Hinterkopf bin ich bereits an dem Urban Fantasy Projekt für HW 24/25, weil ich mich einfach so unfassbar drauf freue! News dazu gibt’s hoffentlich ganz bald.
Vielen Dank für das Interview.